Projekte
Gemäß den Zielen unsrer Satzung
- Das geschichtliche und kulturelle Interesse und das Verständnis bei den Bewohnern der Gemeinde und unserer Heimat zu wecken
- Die Heimatkunde zu pflegen und in Forschung und Darstellung zu fördern
- Kulturgeschichtlich und archäologisch wertvolle Gegenstände, Schriften usw. zu sammeln, zu archivieren und auszuwerten und diese, wie auch historische und heimatkundliche Denkmäler - vor allem Fachwerkhäuser und kulturelle Bausubstanz - vor Zerstörung oder unsachgemäßen Änderungen zu bewahren
versuchen wir, unsere Aktivitäten in einzelnen Projekten schwerpunktartig zu bündeln.
Die Ergebnisse unserer Arbeiten wollen wir Ihnen auf diesen Seiten vorstellen.
St. Anna Kapelle
Renovierung MMXI und MMXII
Die in der Gemeinde befindliche St. Anna Kapelle wurde im Jahre 2011 von ehrenamtlichen Helfern der Alters- und Ehrenabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Oppershofen instandgesetzt.
Die neu renovierte St. Anna Kapelle
Eingangsseite von West
Dachziegel und das umlaufende Holzwerk wurden erneuert und eine Dachrinne angebracht; die Wände wurden neu verputzt und weiß gestrichen, Tür- und Fensterlaibungen sandsteinfarben angelegt und die Figurennische über der Eingangstür renoviert.
Der Grundstein der Kapelle aus dem Jahre 1842 wurde vom Restaurator Manfred Breitmoser geöffnet um nähere Angaben über die Baugeschichte der Kapelle zu erhalten. In der Steinvertiefung befanden sich drei verschnürte Päckchen mit unterschiedlichem Inhalt, der sich in einem sehr schlechten Zustand befanden. Das erste Päckchen war in eine Zeitung eingewickeltes Salz. Im zweiten Päckchen befand sich ein stark verfallenes Schriftstück, sowie ein zerbrochenes Medaillon und eine kleine Gedenkmünze. Im dritten Päckchen befand sich die eigentliche Urkunde zur Grundsteinlegung im Jahre 1842. Diese konnte in mühevoller Arbeit restauriert werden. Aus dem Inhalt:
Oppershofen, den 22ten September 1842
Im Namen des Vaters des Sohnes und des heiligen Geistes Amen. Im Jahre 1641 wurde auf dieser Stelle eine Kapelle, zu Ehren der heiligen Anna erbaut, wo nachher auf die Muttergottesfeste die Marianische Andacht, bis daher ist gehalten worden. Diese Kapelle wurde baufällig und ist im Jahre 1840 eingestürzt. Auf dringendes Ansuchen hat der Hochwürdig Herr Bischof in Mainz, Peter Leopold Kaiser, der hiesigen Gemeinde die Erlaubniß ertheilt die zerfallene Kapelle wieder aufzubauen und bewilligte zu diesem Neubau, aus hiesigem Kirchenfond 150 fl. Die weiteren Kosten sind durch milde Beiträge bestritten worden. Der Aufbau dieser neuen Kapelle wurde unter der Leitung Se. Hochwürden des hiesigen Herrn Pfarrers Peter Augustin Bräuning angefangen, und den 22ten September 1842 dieses Document in den Schlusstein eingelegt.
Über der Eingangstüre wurde eine neue Madonnenstatue aufgestellt und die verglaste Gittertür neu lackiert. Die alten, eingemeißelten Inschriften auf den jeweiligen Sandsteinen wurden nachgemalt.
Unter der Madonnennische lautet die Inschrift:
Heilige Maria Mutter Gottes bitt für uns
Über der Nische ist folgender Wortlaut zu lesen:
GRUND LAGER ZU EHREN IESUS MARIA UND IOSEPH 1842.
Der Sandstein mit dieser Inschrift ist auch der Grundstein der Kapelle, in dem sich die üblichen Dokumente und Beigaben einer Grundsteinlegung befinden. 2011 wurde der Grundstein neu bestückt und wieder eingemauert. Über dem Grundstein wurde eine weitere Schriftzug angebracht:
RENOVIERT IM JAHRE 2011.
An der Nordseite der Kapelle wurde vom ortsansässigen Restaurator und Malermeister Manfred Breitmoser ein neues Gemälde geschaffen, eine so genannte "Anna Selbdritt" (Hl. Anna, ihre Tochter Maria und ihr Enkel Jesus).
Die neu renovierte St. Anna Kapelle
mit neuem "Anna Selbdritt" Bildnis von Manfred Breitmoser
Im Frühjahr 2012 wurde der zweite Arbeitsabschnitt in Angriff genommen, die Innenrenovierung. Als vor über 30 Jahren das letzte Mal Sanierungsarbeiten in der Kapelle vorgenommen wurden, beschränkte man sich lediglich auf einen neuen Anstrich der Innenwände. In diesem Zusammenhang schuf Breitmoser 1977 ein Gemälde im Chorbereich der Kapelle, die Himmelfahrt Mariens darstellend, frei nach Peter Paul Rubens. Seit dieser Zeit entstanden zahlreiche statische Risse im Bruchsteinmauerwerk und einige Schäden an Wänden und Decke.
Bei den Renovierungsarbeiten wurde auch die Untere Denkmalschutzbehörde des Wetteraukreises in Friedberg hinzugezogen, auf deren Empfehlung Breitmoser eine Putz- und Farbuntersuchung durchführte. Neben unterschiedlichen Farbschichten und aufgemalten Dekorstreifen, wurden auch Reste des originalen Deckenanstrichs im Chorbereich freigelegt und mit Fotos dokumentiert. Die eingewölbte Kapellendecke hatte früher eine hellblaue Fassung, die umlaufenden Wandflächen waren in hellen Pastelltönen gehalten.
Anna Selbdritt im Detail
Wandbild von Manfred Breitmoser
Bei einem Ortstermin mit einem Vertreter des Denkmalamtes, Bürgermeister Wetz und anderen Beteiligten, wurden die Untersuchungsergebnisse zur weiteren Vorgehensweise diskutiert. Der komplette Innenraum der Kapelle sollte in einem reinen Weiß angelegt werden, damit das bestehende Gemälde im Chorbereich besser zur Geltung käme.
Zu Beginn der Arbeiten wurden neue Stromleitungen verlegt und alte Farbschichten an Wänden und Decke entfernt. Da die Wandflächen mit einem Lehmputz überzogen sind, konnte nicht vorgegangen werden, wie üblicherweise, wenn es sich um einen Kalkputz handelt: die Flächen wurden mit einer Silikatgrundierung gefestigt, Risse und größere Schadstellen mit Kalkmörtel geschlossen und anschließend zweimal mit einem Kalkspachtel geglättet. Nun wurde zweimal ein quarzgebundener, reinweißer Silikatanstrich aufgebracht. Diese helle Farbgebung sollte nun der würdige Rahmen für ein neues Wandbild werden.
Heilige Mutter Anna, Maria lesen lernend
Wandbild von Manfred Breitmoser
Denn Breitmoser entschied sich, nicht das vorhandene Gemälde mit der Himmelfahrt Mariens zu erhalten, sondern ein der Kapelle entsprechendes Bildnis zu schaffen. Hier sollte also ein Bild der Heiligen Mutter Anna entstehen, u.a. Patronin der Mütter, der Eheleute und für eine glückliche Geburt. Das alte Gemälde wurde für die Nachwelt dokumentiert und anschließend entfernt. Die komplette Chorwand wurde glatt gespachtelt und somit ein geeigneter Malgrund für das neue Bildwerk geschaffen.
Breitmoser hat sich neben seiner Maler- und Restaurierungsarbeit besonders der Wandmalerei verschrieben. Seit über 30 Jahren betätigt er sich als "Lüftlmaler" und hat sich bereits mit zahlreichen Gemälden in der näheren und weiteren Umgebung verewigt. Neben den unterschiedlichsten Darstellungen, wie Menschen, Tiere, Landschaften und vieles mehr, hat er auch viele religiöse Motive gemalt. Sein Herzenswunsch war es nun, für die renovierte St.-Anna-Kapelle in Oppershofen ein neues Gemälde zu schaffen. In einem Zeitraum von etwa drei Monaten und einem Arbeitsaufwand von über 250 Stunden renovierte er ehrenamtlich die Wand- und Deckenflächen der Kapelle und schuf das neue Chorgemälde mit der "Heiligen Mutter Anna, Maria lesen lehrend".
Um die sitzende Anna mit ihrer Tochter Maria fliegen fünf Putten mit zwei Schriftbändern, auf denen folgende Texte stehen:
SANCTA ANNA ORA PRO NOBIS
(Heilige Anna, bitte für uns) und
INITIUM SAPIENTIAE TIMOR DOMINI
(Die Furcht vor dem Herrn ist der Anfang der Weisheit).
Unter der Darstellung der Heiligen Anna befinden sich auf einer gemalten Sandsteinwand noch folgende Schriftzüge:
AD MAIOREM DEI GLORIAM
(Leitspruch der Jesuiten, SJ) und die deutsche Übersetzung:
ZUR GRÖSSEREN EHRE GOTTES.
Dazwischen sind zwei Jahreszahlen mit römischen Ziffern angebracht:
MDCCCXLII (1842) erinnert an den Bau der heutigen, MDCXLI (1641) an den Bau der Vorgängerkapelle.
An der Westseite, über der Eingangstür, ist über einem Kruzifix ein weiterer Schriftzug in lateinischer Sprache angebracht: MERCES PICTORIS SIT VIRTUS IPSA LABORIS (Der Lohn des Malers sei die Tugend der Arbeit selbst).
Breitmoser, der gerade auch in seiner Funktion als Erster Vorsitzender des Kultur- und Geschichtsvereins Oppershofen e.V. seinem Geburts- und Heimatort sehr verbunden ist, widmet das Wandbild all den Menschen, die sich zum Gebet und Verweilen in der Kapelle einfinden.