Projekte
Gemäß den Zielen unsrer Satzung
- Das geschichtliche und kulturelle Interesse und das Verständnis bei den Bewohnern der Gemeinde und unserer Heimat zu wecken
- Die Heimatkunde zu pflegen und in Forschung und Darstellung zu fördern
- Kulturgeschichtlich und archäologisch wertvolle Gegenstände, Schriften usw. zu sammeln, zu archivieren und auszuwerten und diese, wie auch historische und heimatkundliche Denkmäler - vor allem Fachwerkhäuser und kulturelle Bausubstanz - vor Zerstörung oder unsachgemäßen Änderungen zu bewahren
versuchen wir, unsere Aktivitäten in einzelnen Projekten schwerpunktartig zu bündeln.
Die Ergebnisse unserer Arbeiten wollen wir Ihnen auf diesen Seiten vorstellen.
Abt Alexander Weitzel
Herkunft
Alexander Weitzel wurde am 8. September 1750 in Rockenberg als Sohn des Lehrers Georg Andreas Weitzel und seiner Frau Anna Juliana, geborene Schmitt, aus Oppershofen, geboren. Die Eltern gaben ihm in der Taufe den Namen Johann Wilhelm. "Alexander", seinen Ordensnamen, erhielt er erst, als er um das Jahr 1769 in die Zisterzienserabtei Arnsburg eintrat. Zuvor ging er für etwa zwei Jahre nach Mainz, studierte dort an der Universität und kam mit zwei Abschlüssen im Fach Philosophie wieder in seinen Heimatort Rockenberg zurück. Nach seinem Eintritt ins Kloster übte er dort verschiedenen Tätigkeiten aus. Am 18. Dezember 1773 wurde ihm in Mainz die Priesterweihe gespendet. Etwa 15 Jahre später wurde er in einer Konventliste von 1787 als Subprior und Novizenmeister genannt. 1795 wurde er zum Propst in das Zisterzienserinnenkloster Engelthal berufen; hier versah er vier Jahre u.a. das Amt des Beichtvaters der Nonnen und war der dortigen Äbtissin ein guter Berater in Wirtschaftsangelegenheiten.
Das wieder entdeckte Bildnis des Abtes Alexander
Berthold Wild, Michael Staab, Friedrich Damrath (v.l.)
Im Juni 1799 trat der bisherige Abt von Arnsburg, Bernhard Birkenstock, aus Altersgründen zurück. Aus der nun anberaumten Abtswahl ging P. Alexander Weitzel als 53. und letzter Abt des Wetterauklosters hervor. Als Vorsteher Arnsburgs waren seine Tage jedoch schon gezählt; 1803 wurden im Reich alle Klöster aufgehoben, so auch Arnsburg, und die Ordensleute wurden aus ihren angestammten Häusern vertrieben. Abt Alexander Weitzel zog nun mit fünf weiteren Mönchen und einem Laienbruder nach Rockenberg, erst in einen Teil des ebenfalls säkularisierten Klosters Marienschloß. Dann konnte er sich mit seiner reichlichen Pension durch die Grafen von Solms – die nun die neuen Herren von Arnsburg waren – ein neues Haus bauen. 1806 bezog er mit seinen Mitbrüdern sein Wohnhaus, das heutige Rathaus von Rockenberg. Abt Alexander starb im Jahre 1819 am 15. Februar und wurde auf dem Friedhof in Rockenberg beigesetzt. Sein Grabstein steht noch heute in der Trauerhalle auf dem alten Friedhof.
Das Bildnis
Man kann schon von einer kleinen Sensation sprechen, dass nun nach über 200 Jahren ein Gemälde von Abt Alexander Weitzel aufgetaucht ist. Das Bildnis wurde 1799 von dem damaligen Hof- und Portraitmaler A.W. Tischbein aus Laubach gemalt. In den Wirren der Säkularisation wurde das Gemälde von einer Familie Birkenstock-Brentano aus dem Frankfurter Raum gekauft und zunächst nach Wien verbracht. Die weiteren Stationen der Bild Odyssee liegen weitgehend im Dunkeln. Schließlich kaufte der Kunstliebhaber Friedrich Damrath, Mitglied des Freundeskreises Kloster Arnsburg, das restaurierte Gemälde in 2010. Von dort kam es schließlich in die Heimatgemeinde des Abtes zurück.
Die Publikation
Eine der berühmtesten Persönlichkeiten Rockenbergs – oder besser: die berühmteste – ist zweifelsohne Alexander Weitzel! Er war nicht nur der letzte Abt der Zisterzienserabtei Arnsburg; er hat gerade in seinem Heimatort Rockenberg zahlreiche Spuren hinterlassen.
Die beiden Vorsitzenden stellen die neue Publikation vor.
Manfred Breitmoser und Alexander Fiolka (v.l.)
Er war der Erbauer des heutigen Rockenberger Rathauses; er stiftete der Pfarrei zahlreiche Paramente und vasa sacra; er brachte aus Arnsburg die heute vor der St. Anna Kapelle stehende etwa 2,50 Meter hohe Statue der Muttergottes mit; er hinterließ für Arme und Kinder der Gemeinde größere Summen Geldes zu deren Unterstützung; sein Grabstein befindet sich heute noch in der früheren Leichenhalle auf dem alten Friedhof; nach ihm ist in Rockenberg eine Straße benannt; zu seinem Andenken veranstaltet der Kultur- und Geschichtsverein Oppershofen jedes Jahr an seinem Todestag die so genannte "Zipfelweckenaktion" in der Sandrosenschule in Rockenberg, bei der den Schülern Brötchen ausgeteilt werden; ihm wurde in einer Zeit, in der noch niemand die Photographie kannte, eine Ehre zuteil, die überwiegend höher gestellten Personen der Gesellschaft vorbehalten war: er wurde auf einem Gemälde in Öl festgehalten.
In unseren Tagen wusste von der Existenz dieses Gemäldes niemand in Rockenberg und Arnsburg! Nach der Säkularisation im Jahre 1803 mit zahlreichen weiteren Gegenständen aus Arnsburg weg transportiert, gelangte es über mehrere Besitzer im Ausland nach über 200 Jahren doch wieder an seinen Entstehungsort zurück; oder sagen wir besser in seine Entstehungsregion. Denn ursprünglich für die Äbtegalerie in Arnsburg vom Maler Anton Wilhelm Tischbein im Jahre 1799, also dem Jahr, als Alexander Weitzel zum Abt gewählt und benediziert wurde, geschaffen, kehrt es nun in den Geburts- und Sterbeort Weitzels zurück: nach Rockenberg.
Um die entsprechenden Kosten des Gemäldes zu finanzieren, werden zahlreiche Spender benötigt. Als wohl größte Spendenaktion gilt das Benefizkonzert "Rockenberg musiziert für Alexander Weitzel" am 10. Juni 2012 in der Pfarrkirche St. Gallus in Rockenberg, zu dem sehr viele Rockenberger ihr Musiktalent zu Gunsten des Gemäldes der Öffentlichkeit vorstellen.
Der Kultur- und Geschichtsverein Oppershofen e.V. hat sich darüber hinaus bereit erklärt, eine Schrift zum Benefizkonzert beziehungsweise zum Erwerb des Gemäldes in der Publikationenreihe des Vereins „Rockenberg – Beiträge zur Ortsgeschichte, Heft 6: "Das entdeckte Porträt – Abt Alexander Weitzel" zu veröffentlichen. Neben den beiden Artikeln "Alexander Weitzel – ein Rockenberger als Abt von Arnsburg" von Alexander Fiolka und "Alexander-Weitzel-Haus" von Manfred Breitmoser wurde eine weitere Abhandlung, "Der Porträtmaler Anton Wilhelm Tischbein", von Dr. Klaus Möhlen (Rockenberg) in die Schrift aufgenommen. Darüber hinaus erzählt der Vorsitzender des Pfarrgemeinderats Rockenberg, Berthold Wild, in einem Bericht, wie das Porträt über Umwege nach Rockenberg gelangte. In der Schrift befindet sich auch das Programm des Benefizkonzertes mit einigen Erläuterungen zu den Musizierenden.
Die Publikation wird während des Pfarrfestes am Sonntag, dem 10. Juni 2012 von 11 bis 16 Uhr und vor dem Benefizkonzert zum Preis von 5,- EURO angeboten. Der Normalpreis beträgt 7,- EURO.
Das Benefizkonzert
Die St. Gallus Kirche Rockenberg, Veranstaltungsort des Konzertes, war sehr gut gefüllt. Alle kamen und wollten das entdeckte Porträt sehen und live dabei sein, wie es enthüllt werden sollte. Das Programm versprach Abwechslung im musikalischen Sinne und die Anspannung der Künstler war spürbar. Der musikalische Leiter, Prof. Bernhard Wetz, gab das GO und das Konzert konnte beginnen. Berthold Wild, Vorsitzender der Pfarrgemeinde Rockenberg und Koordinator des Benefizkonzertes begrüßte die anwesenden Zuhörer sowie den Hausherrn, Pfarrer und Ehrenbürger Heinrich Battenfeld, Pfarrer a.D. Gottfried Bell und Pfarrer Josef Rüssmann. Als Vertretung für Bürgermeister Manfred Wetz konnte Wild die Beigeordnete Katharina Jung begrüßen. Reinhard Dworschak, Rockenberger Arzt, Dr. Klaus und Inge Möhlen (Autoren) sowie Michael Staab, 1. Vorsitzender des Pfarrverwaltungsrates, gehörten ebenfalls zu den besonders Genannten, denen Wild für die vielen Stunden geleistete Arbeit zur Vorbereitung des Konzertes dankte. Ebenso in die Begrüßung einbezogen wurde Friedrich Damrath und seine Frau Karen, die ehemaligen Besitzer des Poträts.
Mit einem Liedvortrag des Kinderchores der Concordia Rockenberg wurde das Konzert eröffnet. Auf "Los geht’s Los", so der Text, und das Publikum freute sich, daß die Kinder das Liedgut frisch und frei präsentierten. Das Porträt von Abt Alexander Weitzel war während des ersten Programmpunktes noch verhüllt. Die ehrenvolle Aufgabe zur Enthüllung übernahm Hausherr Pfarrer Heinrich Battenfeld und die Beigeordnete Katharina Jung. Mit großem Applaus wurde Abt Alexander Weitzel in den Rockenberger Reihen begrüßt.
Die offizielle Enthüllung des Porträts.
BGO. Katharina Jung und Pfarrer Heinrich Battenfeld (v.l.)
Theresia und Lukas Sagert präsentierten "Pomp'n Circumstance" von Edward Elgar, "Largo" von Antonio Vivaldi und "The Rose" von Bette Midler. Die Kirche wurde erfüllt von jungen Stimmen des Jugendchores des GV Immergrün. Unter der Leitung von Rita Bayer Groß brillierte man "Hallelujah" von Leonard Cohen und "All Night, all Day" von Pasty Ford Simms. Nach langem Applaus ertönte von der Empore der Kirche ein Orgelspiel und Alexander Fiolka verlas in der Ich-Form das Leben von Abt Alexander. Aufmerksam und voller Andacht folgten die Zuhörer den Ausfertigungen. Im Konzertprogramm folgte das Werke "Poor Wayfaring Stranger" nach Hank Badings, vorgetragen von Christopher und Jan Marker. Bevor die Gitarrengruppe Wießner aufspielte, wurde Gesang von Anna Bernhard in Begleitung von Martin Bauersfeld geboten. Stille kehrte ein, und man erfuhr neue Lebensabschnitte von Abt Alexander Weitzel.
Es folgte ein weiterer Block mit Cellistin Maike Kunstreich, der Schola und Kirchenband sowie Franz Bodenröder und Felix Waltinger die mit einem bunten Potpourri aus "You Raise Me Up" von Secret Garden, "In the Mood" von Joe Garland und "Now ist the Time" von Charlie Parker das Publikum in ihren Bann zog. Der letzte Lebensabschnitt, erneut vorgetragen von Alexander Fiolka folgte und leitete zugleich den letzten Programmblock ein. Gänsehaut pur, vielen lief es eiskalt über den Rücken und die Begeisterung wurde in einen tosenden Applaus umgesetzt. Rita Bayer-Groß und Rebecca Jans präsentierten als Solisten "Flower Duett from Lakmé" von Leo Delibes. Der Applaus wollte nicht enden und die beiden Solistinnen bedankten sich während des tosenden Applauses bei Martin Bauersfeld der am Klavier begleitete. Nachdem wieder Ruhe eingekehrt und alle Emotionen sich beruhigt hatten, präsentierte Martin Bauersfeld den 1. Satz des italienischen Konzertes von Johann Sebastian Bach. Cellistin Maike Kunstreich spielte das "Gebet" aus Jewish Life von Ernest Bloch und Alexander Fiolka gab die letzten Etappen der Vita von Abt Alexander Weitzel wieder. Prof. Bernhard Wetz vervollständigte, machtvoll gespielt, die Vita mit dem Orgelkonzert "Bilder" welches aus seiner Feder stammte. Die Young Voices und der gemischte Chor des GV Concordia stimmten von der Empore "Jerusalem" von Stephen Adams an und leiteten so über zu den Schlußworten von Berthold Wild. Wild bedankte sich nochmal bei allen, die das Konzert unterstützt hatten und überreichte Blumengrüße. Bevor die begeisterten Zuhörer zum Sektempfang entlassen wurden, stimmte man gemeinsam das "Großer Gott wir loben dich" an.