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Inhalt:

- Die Zisterzienserinnen
-
Der Tagesablauf in einem mittelalterlichen Zisterzienserinnenkloster
- Klosterämter

Die Zisterzienserinnen

Der weibliche Zweig des Zisterzienserordens ist nicht, wie der männliche, aus einer Gegenbewegung zum Benediktinerorden cluniazensischer Prägung entstanden, sondern ging aus der religiösen Frauenbewegung des 12. und 13. Jahrhunderts hervor.

Mit der allgemeinen religiösen Bewegung ihrer Zeit hatte die Frauenbewegung eine christliche Lebensgestaltung zum Ziel, die in der Gemeinschaft in Armut und Keuschheit erstrebt wurde.

So verschieden die Herkunft der einzelnen und das gesellschaftliche Bewusstsein der damaligen Zeit auch waren, einig waren sich alle in dem göttlichen Heilsplan, der in die ewige Seligkeit mündet.

Viele dieser Frauen wurden von der Lebensgestaltung des neu entstandenen Zisterzienserordens angezogen. Sie bildeten Klostergemeinschaften, die nach der Regel des Heiligen Benedikt und den Gewohnheiten der Zisterzienser lebten. Sie erstrebten die Eingliederung (Incorporation) in den Zisterzienserorden. Dank ihrer guten Beziehungen zu Stephen Harding, dem 3. Abt von Cîteaux, erreichten 1125 erstmals die Nonnen des französischen Klosters Tart die Aufnahme in den Orden, und zwar in der juristischen Form der Incorporation. Sie besagte, dass die Nonnen vollständig zum Orden gehörten, und sie wurden durch diese fortan geistlich betreut und hinsichtlich der Wirtschaftsführung und der Beobachtung der klösterlichen Disziplin durch regelmäßige Visitationen unterstützt. Beauftragt wurde damit der Abt eines nahegelegenen Zisterzienserklosters; im Fall von Kloster Marienschloß war dies die Abtei Arnsburg. Er hatte auch die geistliche Jurisdiktion des Ordens auch bei Äbtissinnenwahlen und bei Entgegennahme der Profess – der Klostergelübde – wahrnehmen.

Die Zahl der Frauenklöster wuchs dann viel schneller, als die der Männerklöster.

Dem Zisterzienserkloster Arnsburg waren schließlich sieben Frauenklöster unterstellt: Marienthal (Netze), Kaldern (bei Marburg), Maria Thron (Wehrheim/Taunus), Engelthal (bei Altenstadt), Patershausen (Heusenstamm), Marienborn (bei Büdingen) und Marienschloß (bei Rockenberg).

Der Tagesablauf in einem mittelalterlichen Zisterzienserinnenkloster

Das Kloster war ein, von der Außenwelt abgeschlossener Bezirk, in dem außer dem Wohngebäude auf jeden Fall eine Kirche vorhanden sein masste, in der siebenmal am Tag und einmal in der Nacht das Lob Gottes in lateinischer Sprache gesungen und gebetet wurde.

Bild: M. Breitmoser (Gemälde 1988)

Tagesablauf eines mittelalterlichen Zisterzienserinnenklosters während der Werktage
im Sommer (Abtei Marienschloss)

Das erste Zeichen hierzu erfolgte einige Stunden vor Tagesanbruch – in unserer heutigen Zeitrechnung zwischen 1 Uhr und 2 Uhr nachts – im Dormitorium, dem gemeinsamen Schlafsaal, und man begab sich bald danach in den Chorraum der Kirche zu den Vigilien, den Nachtwachen des Gebets.

Da es damals noch kein elektrisches Licht gab und der Chor nach Ordensbrauch nur mit fünf Öllampen erleuchtet war, mussten alle Psalmen Antiphonen und Hymnen auswendig gebetet bzw. gesungen werden. Zum Vortrag der Lektionen aus der Hl. Schrift und den Erklärungen der Kirchenväter hielt die, je für eine Woche bestimmte Lektorin eine Absconse – ein kleines Öllämpchen – in der Hand.

Nach den Vigilien wurden im Kapitelsaal Lichter für die persönliche geistliche Lesung aufgesteckt. Die Bücher erhielt man durch die Kantorin aus dem Armarium – der Bücherkammer – zugeteilt, und es war ein Anliegen des Generalkapitels, dass genügend gute und vom Orden geprüfte Bücher vorhanden waren. Zur Sommerzeit saß man auch im Claustrum, wie der Garten des Kreuzgangs auch genannt wurde. Die älteren Nonnen vertieften sich in die Schrifterklärungen der Kirchenväter oder in die Heiligenviten, während die jüngeren ihre Lesezeit vorwiegend auf das Auswendiglernen der liturgischen Texte verwenden mussten. Eine Nonne beobachtete jeweils den Himmel, da sie bei Sonnenaufgang das Zeichen zu den Laudes, dem ersten Gotteslob des Tages, zu geben hatte.

Der liturgische Aufbau dieser längsten und feierlichsten Gebetshore des Vormittags entspricht dem der Vesper, anstelle des Magnificats finden wir dort das Benedictus, den Lobgesang des Priesters Zacharias, des Vaters Johannes’ des Täufers.

Auf die Laudes folgte nach einer kurzen Entspannung die Prim, die stets mit dem Hymnus begann und seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil der Liturgiereform zum Opfer gefallen ist. Danach zog man in Prozession vom Chor erneut in den Kapitelsaal, wo durch die Äbtissin ein Kapitel der Ordensregel verlesen und erklärt wurde und den Nonnen die Tagesarbeit zugewiesen wurde. Im Sommer begab man sich hiernach sofort an die Arbeit, während man im Winter bis zur nächsten Hore lesen konnte.

Das Gebet zur dritten Tagesstunde heißt Terz und gilt in erster Linie dem Heiligen Geist, der zur dritten Stunde an Pfingsten auf die Jünger herabkam. Sie ging stets unmittelbar dem Konventamt, der Eucharistiefeier der Klostergemeinde voraus, das schon seit jeher den Mittelpunkt des klösterlichen Tages bildete.

Im Winter zog man sich hiernach zur Lesung zurück, im Sommer war es jetzt überall im Hause hinreichend hell für die Arbeit. Sie wurde im Zisterzienserorden stets hochgeschätzt, gemäß der Weisung des 48. Kapitels der regula Benedicti: „Der Müßiggang ist ein Feind der Seele, und deshalb sollen sich die Brüder zu bestimmten Stunden mit göttlicher Lesung beschäftigen.“ Die Tagesordnung wurde daher auch in den Frauenklöstern durch den Wechsel zwischen Gebet, geistlicher Lesung und Arbeit bestimmt.

Der Vormittag endete mit der kleinen Hore der Sext, in der man vor allem um die Gnade der Beharrlichkeit in den Anfechtungen der Mittagszeit und in der Lebensmitte flehte. Dann folgte das gemeinsame Mahl im Refektorium – dem Speisesaal – und hiernach war bis zur kleinen Hore der Non eine Ruhepause, die sog. Rekreation vorgesehen. In dieser Gebetszeit zur neunten Stunde gedachte man des Leidens und Sterbens Jesu Christi. Man nahm danach wieder die Arbeit auf, bis das Zeichen zur Vesper gegeben wurde, die man, wie die Laudes, täglich feierlich sang. Den Höhepunkt beider Gottesdienste bildete das, von der Äbtissin gesungene Vater unser, gemäß der Weisung des 13. Regelkapitels: „Die Morgen- und Abendfeier sollen aber nie beendet werden, ohne dass am Schluss das Gebet des Herrn vom Oberen, allen vernehmbar ganz gesprochen wird, wegen der Dornen und Ärgernisse, die leicht entstehen, damit sich die Brüder, durch das Versprechen in diesem Gebet „Vergib uns, wie auch wir vergeben“ verpflichtet, von solcher Schuld reinigen.“

War die Vesper verklungen, gab man sich nochmals der persönlichen Lektüre und nach einem kargen Abendessen einer gemeinsamen Lektüre hin, bis es nach Einbruch der Dunkelheit Zeit zur Komplet war, der letzte Hore am Tage, in der für eine ruhige Nacht und ein seliges Ende gebetet wurde. Geendet hat die Komplet mit dem Gruß an die Gottesmutter durch das Salve Regina und dem Segen der Äbtissin mit Weihwasser. Nun beginnt das große Silentium, das nach einer wohlverdienten Nacht nach den Vigilien wieder endet. So ist ein Tag im Leben einer Zisterzienserin und ihr ganzes Dasein geprägt durch das Gebet und die Arbeit, durch „ora et labora“.

Klosterämter

Ämter im Konvent

Äbtissin
Priorin
Subpriorin
Bursiererin
Cellerarin
Kantorin
Sakristanin
Magistra (Novizenmeisterin)
Infirmarin (Krankenschwester)
Pförtnerin
Küchenmeisterin
Weinmeisterin
Brotmeisterin
Kornmeisterin

Ämter im Wirtschaftsbereich

Keller
Hofrichter
Schaffner
Bäcker
Müller
Schäfer

Für die Nonnen des Mittelalters bestand die Handarbeit zum Teil in den Diensten des gemeinsamen Hauswesens. Ohne die maschinellen Hilfen von heute erforderten sie damals viel mehr Zeit. Eine Hauptbeschäftigung muss das Wollspinnen gewesen sein, denn der Orden schrieb statt des teuren Linnen oder schwarzgefärbten Tuches schafwollene, ungefärbte Kleidung vor.

Die Abtei Marienschloß beschäftigte einen Schäfer, der die große Schafherde des Klosters betreute, wie aus einem Rechtsstreit um den Schaftrieb mit den Gemeinden Rockenberg, Oppershofen und Griedel hervorgeht.

Eine künstlerische Betätigung der Nonnen von Marienschloß ist uns durch eine Applikationsarbeit auf Stoff und Papier mit einem kleinen Medaillon überliefert. Vermutlich existierte auch in Marienschloß, ebenso wie sie für die Zisterzienserinnenabtei Engelthal bezeugt ist, eine Paramentenstickerei. Besonders in der Barockzeit bestand ein großer Bedarf an liturgischer Kleidung in den Klöstern, die aufwendig und prunkvoll gestaltet wurden. So ist anzunehmen, dass die Nonnen von Marienschloß nicht nur ihren Eigenbedarf an Paramenten fertigten, sondern auch für das Männerkloster Arnsburg liturgische Kleidung in all ihrer Vielfalt lieferten.

Arbeiten, die man nicht ohne Schwierigkeiten zu jeder Gebetszeit unterbrechen konnte, wurden durch sog. Laienschwestern (Konversinnen) verrichtet. Sie waren nicht zur Teilnahme am Chorgebet verpflichtet und konnten sich so ganz ihrer Arbeit widmen. In dem heute bestehenden Zisterzienserorden mit den unterschiedlichen Observanzen gibt es diese Unterscheidung von Chor- und Laienschwestern nicht mehr.

 

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